Es gibt wohl kaum ein wichtigeres aktuelles Thema als die Debatte um den Klimawandel und den momentanen und zukünftigen Umgang mit unserem gefährdeten Planeten. Ein Thema, das spätestens seit den „Fridays-for-Future“-Demonstrationen auch Kinder und Jugendliche umtreibt und unsere Gesellschaft vor immense Herausforderungen stellt. Da passte es gut, dass das Bruchsaler Schlossgespräch in diesem Jahr der Fragestellung „Nach uns die Sintflut?“ gewidmet war und die Schriftstellerin Dr. Tanja Kinkel am 6. November einen nachdenkenswerten Vortrag zu diesem Thema im Fürstensaal des Schlosses hielt, zu dem erfreulicherweise auch Schülerinnen und Schüler des Schönborn-Gymnasiums eingeladen waren. Die Dr. Bertold Moos-Stiftung mit ihrem Vorstand Roland Schäfer hatte dem gesamten Ethikkurs der Kursstufe 1 von Frau Dr. Thern Einladungskarten zur Verfügung gestellt, was bei den an ethischen Fragestellungen Interessierten großen Anklang fand.

Besonders interessant war dabei auch, dass sich die Ethikgruppe sogar bereits vor dem Vortrag zu einem Tête-à-Tête mit der bekannten Bestseller-Autorin im Gartensaal des Schlosses zusammenfinden durfte, wo es die Gelegenheit gab, die unterschiedlichsten Fragen zu stellen, die von Tanja Kinkel ebenso geduldig wie ausführlich beantwortet wurden. Nach einer Einführung von Dr. Klaus Gaßner von den BNN spannte der eigentliche Vortrag Tanja Kinkels dann im Anschluss einen großen Bogen von der biblischen Geschichte der Arche Noah aus der Genesis bis in die Gegenwart. Die Sintflut hätte wohl kaum jemand überlebt, wenn Gott nicht einen Bund mit allem lebendigen Getier geschlossen hätte – wohlgemerkt nicht nur mit dem Menschen, sondern mit allem Lebendigen. Hier liegt der Fokus von Anfang auf der Ganzheit der Schöpfung, die es zu bewahren gilt, und dies nicht nur in anthropozentrischer Hinsicht. Dass wir den Garten Eden längst verlassen haben, das betonte auch Kinkel in ihrem vor allem an historischen und literarischen Quellen orientierten Vortrag. Aber wir als Menschen haben eben auch den Verstand und den freien Willen, uns entsprechend zu verhalten und zu handeln: Weder bringe es etwas, die Hände über dem Kopf zusammenzuschlagen, noch sei es sinnvoll, einfach aufzugeben – eben ganz nach dem unschönen Motto „nach mir die Sintflut…“. Vielmehr sind unsere Mitbewohner in der Arche darauf angewiesen, dass wir uns unserer Verantwortung stellen, nicht nur für uns selbst als gefährdete Spezies, sondern auch für unsere Mitgeschöpfe. So kann die Geschichte von der Arche Noah auch über ihren von Kinkel betonten christlichen Gehalt hinaus als eine grundlegende symbolische Geschichte begriffen werden, die von der Verantwortung aller Menschen für die Schöpfung als ganzer erzählt. Welche Lösungen für die Bewahrung eben dieser Schöpfung sich allerdings in der schwierigen heutigen Situation finden lassen, das fragten sich die Schülerinnen und Schüler des Schönborn-Gymnasiums nicht nur am Ende dieses Abends zu Recht mit großer Sorge. Auch bei den anschließenden Diskussionen im Marmorsaal wurde deutlich, dass das Ringen um Lösungen an diesem Abend so schnell nicht zu einem Ende führen würde. Aber allen war klar: Eine zweite Sintflut sollten wir nach Möglichkeit besser verhindern.

Th

Zu Gast beim Bruchsaler Schlossgespräch mit Tanja Kinkel