Endlich gab es nach langer, corona-bedingter Pause wieder eine Theaterpremiere am Schönborn-Gymnasium zu bestaunen. Wie wichtig der kulturelle Beitrag der Theater-AG zur Persönlichkeitsentwicklung und Herausbildung von Kreativität ist, das ließ sich in der letzten Woche vor den Pfingstferien an der schmissigen Inszenierung von „Die Wette“ im Fahrradkeller des SBG unschwer erkennen.

In dem Stück, frei nach Pygmalion von G.B. Shaw, zeigte nicht nur die ganze Schauspiel­truppe große Spielfreude, das Publikum durfte auch stimmige Live-Musik und gekonnt choreographierte Tanzeinlagen à la Footloose bewundern. Keine Spur davon, dass die Theater AG nach der Zwangspause neu formiert worden war und die meisten das erste Mal auf der Bühne standen, keine Spur davon, dass einige gerade Abitur geschrieben hatten oder bei manchen Proben nicht anwesend sein konnten. Unter der engagierten Leitung von Claudia Heim und Barbara Lehrian durfte man einfach einen vielseitigen, kurzweiligen und äußerst gelungenen Abend erleben.

Die Geschichte des Blumenmädchens Eliza Doolittle, die zum Objekt eines Experiments zweier Herren wird, birgt auch heute noch manchen komödiantischen Reiz wie auch gesellschaftskritischen Sprengstoff: Kann ein armes Mädchen aus der Unterschicht innerhalb von sechs Monaten zu einer Dame geformt werden und als Herzogin durchgehen? Emily Nasios in der Hauptrolle wechselte wunderbar von derbem sächsischen Dialekt zu gekünstelten hochsprachlichen Wendungen und ließ eine große Wandlungsfähigkeit erkennen. Der Linguistik-Professor Henry Higgins, gekonnt verkörpert von Tim Peter, und sein Freund Oberst Pickering, ebenso überzeugend gespielt von Mohamed El Domyaty, schachern um Eliza, als wäre sie kein lebendiger Mensch. So scheint der vielbeschworene Standesunterschied am Ende weniger nur eine Frage des Benehmens zu sein, sondern vielmehr eine Frage danach, wie ein Mensch behandelt wird. Oder wie Eliza Doolittle es formuliert: „Was habe ich davon, eine Herzogin zu spielen, wenn ich doch keine bin?“

Die schönen musikalischen Einlagen des Unterstufenorchesters, der Blechbläser-AG und weiterer begabter junger Musiker unter der Leitung von Barbara Lehrian sorgten für jazzig-schmissige oder auch nachdenkliche Stimmung, witzige phonetische Übungen und gekonnt choreographierter Regenschirm-Einsatz untermalten die in jeder Hinsicht gelungene Inszenierung (Choreographie: Paula Kiesbauer und Lea Blümbott). Besonders hervorzuheben sind auch die wunderbar kreativen Hüte, die die Klasse 8c mit ihrer Kunstlehrerin Hannah Heinzelmann entwarf, die auch das Plakat für die Premiere gestaltete.So lobte Schulleiter Georg Leber als begeisterter Premierengast am Ende auch die große Liebe zum Detail und das Herzblut, mit der das Theaterstück inszeniert worden sei. Es sei etwas ganz Großartiges entstanden und das Ziel, das Publikum zu verzaubern, sei ohne Zweifel erreicht worden.
Ein besonderer Dank geht am Ende noch an Marco Wörle von der Badischen Landesbühne, der für die äußerst wertvolle professionelle Beleuchtung sorgte. Ein großes Dankeschön auch an alle weiteren Beteiligten, die hier nicht alle explizit aufgeführt werden konnten. Wir freuen uns schon auf das nächste Stück!

Ein verzaubertes Publikum erfreut sich an der Neuinszenierung von „My Fair Lady“ am SBG