Kaum 300 Meter Luftlinie trennen das Schönborn-Gymnasium von der Justizvollzugsanstalt Bruchsal. So fährt oder läuft man vielleicht sogar täglich an diesem Hochsicherheitsgefängnis vorbei und macht sich kaum Gedanken darüber, wie es wohl den Menschen hinter diesen hohen Mauern ergehen mag und was diese wohl für eine Lebensgeschichte oder für eine Zukunftsperspektive haben.

Dies sollte sich zumindest für einen Nachmittag grundlegend ändern, denn am 18. Juni war der Gefängnisseelsorger und Diplomtheologe Mathias Fuchs am Schönborn-Gymnasium im Unterricht der Kursstufe zu Gast. Zusammen mit ihrem Religionskollegen Herrn Sehmsdorf hatte die Ethiklehrerin Frau Dr. Thern Herrn Fuchs an die Schule eingeladen, damit dieser einen Einblick in den Gefängnisalltag geben und von seinen vielfältigen Erfahrungen berichten konnte.

Ursprünglich war geplant gewesen, direkt in der JVA eine Führung zu besuchen, aber aus Sicherheitsgründen war das gar nicht möglich – allein hieran sieht man schon, dass es hier um gravierende Dinge geht und hier wirklich gefährliche Straftäter einsitzen. Gleichwohl lohnt es sich für junge Menschen, sich diesbezüglich mit einigen Fragen und Problemen genauer auseinanderzusetzen. Im Ethikunterricht beschäftigt man sich in der Kursstufe eingehender mit Fragen rund um das Thema „Recht und Gerechtigkeit“, auch mit Straftheorien: Was ist eigentlich gerecht? Warum und wie bestraft man einen Menschen gerecht? Was spielt in diesem Zusammenhang die Frage nach der Menschenwürde für eine Rolle? Auch das Themenfeld „Freiheit und Determination“ steht hier im Fokus: Was bedeutet Freiheit? Ist der Mensch wirklich frei in seinem Handeln? Oder etwas provozierender formuliert: Muss man nicht auch von Glück sagen, wenn man nicht zum Mörder wird?

Herr Fuchs von der JVA gab in seinem sehr interessanten Vortrag zuerst einen Einblick in den Alltag im Gefängnis – für viele eine völlig fremde Welt, von der man auch durch die Einflüsse der Medien (man denke nur an das von zahlreichen Krimis geprägte Fernsehen) nicht ganz realistische Vorstellungen hat. Momentan sitzen an der JVA etwa 450 Männer ein – oder, wie der Pastoralreferent es formuliert, „wohnen“ dort. Wenn man nun denkt, lebenslänglich würde in Deutschland 15 Jahre bedeuten, so irrt man sich: Ein Gefangener ist bereits über 50 Jahre in Bruchsal in Haft. Wie kann ein Mensch das aushalten? Im Anschluss an den informativen Vortrag des Seelsorgers entwickelte sich eine sehr vielfältige Diskussion und die interessierten Schülerinnen und Schüler stellten eine Menge Fragen. So konnten dank Herrn Fuchs einige Einblicke in die Welt der JVA gewonnen werden – „Unterricht einmal ganz anders“, wie es eine Schülerin der Kursstufe formulierte.

Th

Einblicke in eine andere Welt: ein Seelsorger der JVA Bruchsal zu Gast am SBG