Alle vier sechsten Klassen des Schönborn-Gymnasiums hatten dank der Initiative von Frau Straub, Abteilungsleiterin am SBG, in dieser Woche Gelegenheit, das Klassenzimmerstück „Die Eisbärin“ zu erleben. In enger Anbindung an den Ethik- und Medienbildungsunterricht stellte die Inszenierung der Badischen Landesbühne die Frage in den Mittelpunkt: Wer bin ich eigentlich – und wer will ich sein?

Eva Rottmanns Klassenzimmerstück „Die Eisbärin“ überraschte und irritierte zugleich. Die Schülerinnen und Schüler der 6. Klassen, die ihren jeweiligen Fachunterricht erwarteten, ahnten zu Beginn der Unterrichtsstunde nicht, dass sie ein Theaterstück erlebten – sie wurden unbewusst zu Schauspielerinnen und Schauspielern, die sich mit den Themen Identitätsfindung, Selbstverwirklichung und soziale Medien auseinandersetzen mussten. Das Stück begann ohne eine klare Trennung zwischen realer Welt und Theateraufführung. Die Lehrkräfte, die zu dieser Zeit Unterricht in der jeweiligen Klasse hatten, schlüpften in die Rolle der ehemaligen Lehrerin von „Mona“, gespielt von Monika Finkbeiner, die inzwischen ein Youtube Star geworden und für einen Prank an ihre alte Schule gekommen sei. Die Schüler durften immer wieder in die Rolle des Kameramanns, der Kamerafrau, schlüpfen, um der vermeintlichen Youtuberin bei der Erstellung ihrer Videos für ihren Kanal zu helfen.
Erst nach etwa 45 Minuten wurde das Schauspiel als solches aufgedeckt. Bis dahin spielte „Mona“ erfolgreich mit den Irritationen der Schüler. Manche Schüler waren regelrecht enttäuscht, dass sie nun nicht in echt in den Videos einer Youtuberin zu sehen sein werden.
In der nachgelagerten Reflexion mit der Theaterpädagogin Darina Taskin wurden die Themen Selbstführung und Selbstfürsorge angesprochen: Was tut mir gut, und was nicht? In einer Welt, in der der Druck, sich zu inszenieren und ständig präsent zu sein, dominiert, lernten die Schüler, dass es nicht immer einfach ist, sich selbst im Spiegel zu erkennen. „Im Smartphone ist alles drin, was ich bin“, hört man immer wieder – ein Satz, der das Dilemma vieler Jugendlicher aufgreift, die ihre Identität durch soziale Medien definieren.
Doch Rottmanns Stück zeigt auch die positive Seite der digitalen Welt: Die Schüler erfahren, dass nicht nur Influencer und Lifestyle-Videos den Raum des Internets prägen, sondern auch Erklärvideos und Life-Hacks, die den Alltag bereichern können.
Am Ende des Stücks und in der Reflexion stellt sich die Frage nach der Balance: Wie finde ich eine gesunde Balance im Umgang mit Social Media? Ein Stück, das nachhallt – und das zeigt, dass Theater im Klassenzimmer mehr kann, als nur unterhalten: Es kann Orientierung geben im oft undurchsichtigen digitalen Eisfeld der Gegenwart. (K.Ex)

